Das  alte  Wald - Forsthaus  Hirschhorn

Erinnerungen  -  erzählt von Heinz Zahn  -  Februar 2016

 

Inmitten eines Waldgebietes auf einer westlichen Anhöhe des Ochsenkopfgebietes in 750 Meter Höhe lag einst bei den Forstreviergrenzen Bischofsgrün, Warmensteinach und Goldkronach das Wald-Forsthaus

"Hirschhorn". Auf einer Waldlichtung einer bereits 1536 im Landbuch Berneck erwähnten Einsiedelei und

Kohlenbrennstätte stand ab 1810 zuerst eine Waldhütte.

1826 wurde das Forsthaus mit Bierwirtschaft, kleiner Landwirtschaft sowie Nebengebäuden mit Übernachtungsmöglichkeiten für Jagdgäste und Sommerfrischler (Urlaubsgäste) neu erbaut.

Das Forsthaus Hirschhorn, mit seiner herrlichen Lage am "Dreiforstämterstein" wurde sehr bald Treffpunkt

der Förster, Waldarbeiter und Urlaubsgäste. Kaum ein hochbeladenes Holzfuhrwerk trat seine Heimfahrt an

ohne das sich die Männer nach schwerer Arbeit, noch eine gute Brotzeit und kühle "Halbe", auf den zwar

harten, doch einladenden Holzbänke und Tische im Hofraum schmecken ließen.

Da kam es schon mal vor, daß heimwärts die Petroleumlampen an den Wagen angezündet wurden.

Mein Vater und ich kehrten hier besonders gerne ein. War Hirschhorn doch das Geburtshaus meiner Mutter.

Als Kunigunda Forster verlebte sie hier ihre Jugend, bis sie nach der Heirat ihr weiteres Leben in Goldmühl

verbrachte.

Was haben wir für Mengen Holz mit Pferden und später Traktor nach Goldmühl gekarrt. Mit kreischenden

Hemmschuhen über die "Hohe Straß" ins Maintal oder etwas bequemer über die "Hirschhorn Straß" nach

Brandholz, um dann beim größten Holzlager- und Umschlagplatz des westlichen Fichtelgebirges am Bahn-

hof in Goldmühl, wieder abzuladen. Grubenholz, Schleifholz oder einfach Brennholz. Das Langholz fuhr der

"Meiers-Hanser" vom Goldberg mit seinen starken Rössern.

Oft erzählte unsere Mutter von ihrer Kindheit in Hirschhorn. Von eisigen, schneereichen Wintern, in denen

sie nur in Kleidern auf selbstgebauten Skiern nach Bischofsgrün in die Schule mußte. Dort angekommen

wurden erst einmal die steifgefrorenen Kleider am Schulraumofen wieder aufgetaut und getrocknet.

Oder --  von den frühen Morgenstunden, wenn rußgeschwärzte Wilderer ihren Schulweg kreutzten. Einmal

hat einer, der sich erkannt wußte gedroht -- Madla, wennst mich verrätst, breng ich dich um --.

Verraten wurde niemand, sie wußte , ihr Vater war erbarmungslos, wenn es um Wilddieberei ging. Da wurde

schon manches Gefecht im Wald geführt, aber zum Glück ohne schwerwiegende Folgen. Für uns Kinder

waren die Erzählungen die Krimis unserer Kindheit.

Aber auch erfreuliches konnte unsere Mutter erzählen. Da gab es einen begüteten Sommergast aus dem Vogtland, der oft nach Hirschhorn kam. Mit Begeisterung spielte er "Schach" und suchte immer nach geeig-

neten Gegnern. Unsere Mutter war eine hervorragende Schachspielerin und mußte diesem Herren des öfteren zur "Verfügung" stehen. Bei einem Spiel fiel der Ausspruch -- "Mädchen, wennst gewinnst, be-

kommst du ein neues Kleid" -- . Nach wenigen Zügen meldete unsere "Schach-Gunda"  Schach matt.

Der Gast fiel aus allen Wolken und wollte dies fast nicht glauben. Doch -- unsere Mutter erhielt ein neues

Kleid.

Ja -- Hirschhorn war für uns ein besonderes Haus, aber auch für die vielen Menschen, die dort einkehrten.

Allerdings, der Forstverwaltung war dies gar nicht so recht. Die Forstdienststelle wurde 1962 aufgelöst.

Als dann in einer Gewitternacht am 22.03. 1968 die Gebäude nach einem Blitzschlag abbrannten,   gehörte das beliebte Wald-Forsthaus der Vergangenheit an.

Heute weist nur ein Erinnerungsstein auf das ehemalige Forsthaus hin.