Die Goldmühler Bleichen.

 

Das "Bleichen" von Textilien ist bereits seit über 7000 Jahren bekannt.

Das ist ein Vorgang, unerwünschte Färbungen zu entfernen oder zu schwächen, insbesonders Vergilbungen

zu beseitigen.

Für Textilien wurden bis ins 20. Jahrhundert hinein in Mitteleuropa Leinen und Wolle genutzt. Diese Fasern

enthalten als Rohware farbige Restsubstanzen aus der Faserfertigung, auch bilden sich durch den Gebrauch

braune Abbauprodukte.

Um einen reinen Eindruck zu erreichen, wurden Wäschestücke an den Flußwiesen in der Nähe von Wasch-

stellen außerhalb der Orte ausgelegt. Das "Ausbleichen" wurde von der Sonne erledigt. Die Gewebe wurden

mit Sauermilch und dem Extrakt von Pottasche (Holzasche) benetzt (mit einem Sprenger besprüht).

Die intermediär unter dem Einfluß von Licht und Luftsauerstoff gebildeten Peroxide sowie die bei der

Photosynthese  des Rasens entstehenden reaktiven Sauerstoffspezies verursachten den Bleicheffekt.

Die Behandlung bis zum gewünschten Weißgrad konnte Wochen dauern. So wurden auch vormals gewisse

Wiesen- und Rasenflächen, auf denen die Wäsche ausgelegt wurde als "Bleichen" benannt.

So einen Bleich-Platz (Blaachplotz) gab es auch in Goldmühl und auf den großen Wiesenflächen im Tal-

grund des Weißen Main. Es ist den "Alten" noch bekannt, daß es nach den Waschtagen auf diesen Wiesen-

grundstücken aussah als hätte es geschneit.

Die Goldmühler Bleichen waren im Umland bekannt und hatten einen guten Ruf für ausgezeichnete Bleich-

Qualitäten.

Bereits 1884 wurde 9 Familien bzw. Personen durch Urkunde (20. März 1884) und Lageplan von 1883 des

Bezirksamtes Berneck eine Erlaubnis erteilt.

Die Vollständigkeit und Richtigkeit des Planes auch mit Skizzen der Wäscherei-Bleicherei-Gebäude  wurden

durch Unterschriften der "Bleicher" sowie den Nachbarn (Wieseneigentümer) bestätigt und durch Bürger-

meister Küneth am 16. Januar 1884 beurkundet.

Drei Bleichereien lagen rechtsseitig des Weißen Main und gehörten:

Friedrich Gräbner, Georg Löffler und Wilhelm Bauer (Flußabwärts).

Sechs Bleichereien lagen am Mühlgraben und gehörten (oben beginnend):

Johann Dürrschmidt, Margaretha Pfertsch, Heinrich Wehner, Johann Frank, Magdalena Abl (oder Abt) und

Magdalena Frank.

Der Kundenkreis erstreckte sich von Bayreuth über Berneck bis Hof.

Es waren überwiegend Gaststättenbetriebe und wohlhabende Familien, die ihre Bettwäschen und große

Tücher in Goldmühl bleichen ließen. So brachte z.B. immer ein Bernecker Betrieb seine Wäsche in einem

kleinen Handwagen, der von einem Bernhardiner-Hund gezogen wurde, nach Goldmühl.

Die kleinen Waschbetriebe und Bleichen sind eingegangen und heute erinnern nur noch eine Hütte und

ein verfallendes Waschgebäude an die einstmals gute Einnahmequelle in Goldmühl. An den "Blaachplotz"

erinnern sich sicherlich nur noch wenige Goldmühler.

 

Anmerkung:

Der Mühlgraben , heute teilweise verrohrt, war schon seit der Goldgräberzeit ein wichtiger Wasserspender

für die angrenzenden Grundstücke, Goldmühle mit Sägewerk und für die Waschhäuser.

Es bestand die Pflicht für alle Anrainer, den Wasserlauf in ordentlichen Zustand zu halten.

Heute droht er langsam zu verschlammen. Der Mühlgraben und die Dorflinde sind die ältesten Relikte die

seit der Ortsgründung noch erhalten und zu sehen sind.      Hoffentlich noch sehr lange !!

 

Heinz Zahn