zur wiedereröffnung des goldberbbaues im Fichtelgebirge.

Bericht aus der Bayerischen Staatszeitung (? schlecht leserlich) - 1920 .

 

Im Anschluß an die vor einigen Tagen erfolgte Gründung der "Bergbau Aktiengesellschaft Fichtelgold" in    Brandholz bei Goldkronach im bayerischen Fichtelgebirge wird uns von unterrichteter Seite geschrieben:

In Frankreich hat man schon vor dem Kriege die Ausbeutung alter Goldgruben, die von den Galliern und den

Römern betrieben worden waren, wieder aufgenommen, weil infolge der Fortschritte der Technik ihr Betrieb

wieder lohnend geworden ist.

Auch in Roudny in Böhmen wurde nach jahrhundertelanger Ruhepause in der neuesten Zeit der Goldberg-

bau mit schönem Erfolge wieder aufgenommen. Die Vorarbeiten zur Wiedererweckung des Edelerzbergbau-

es in dem durch seine reichen Erzschätze bekannten Fichtelgebirge im Kreis Oberfranken gehen bis zum

Jahre 1906 zurück.

Die jetzt der Bergbau-Akt.-Ges. "Fichtelgold" gehörigen acht Gold-, Silber-, Antimon-, Arsen- und Schwefel-

kiesgruben , die sich in einer zusammenhängenden Fläche zwischen Goldkronach und Goldmühl über

Brandholz hinweg bis zum Südhang des Goldberges ausdehnen, lieferten in den Jahren 1362 bis 1440 eine

reiche Goldausbeute, die wöchentlich zwischen 1200 und 4200 rheinischen Goldgulden (je 6,98 Mark)

schwankte. Den Hauptertrag lieferte die "Goldzeche" .

Nach 1440 kamen die Gruben in Rückgang, hauptsächlich infolge der verschiedenen kriegerischen Ereig-

nisse. Der Hussitenkrieg, die Albertinischen Wirren, besonders aber der dreißigjährige Krieg breiteten ihre

Schrecken bis in diese Gegend aus.

Die im Gefolge des letzteren Krieges auftretende Pest raffte die Bergleute dahin, unter ihnen auch den

Bergmeister Abel, der als letzter die altberühmte "Goldzeche" befahren hatte. Seitdem ist immer nur mit

unzureichenden Mitteln an Geld und Technik die Wiedereröffnung des Bergbaues versucht worden.

Ein typisches Beispiel dafür ist die Inangriffnahme dieser Bergwerke durch die preußische Regierung Ende

des 18. Jahrhunderts unter Alexander von Humboldt Leitung. Vielversprechend waren die von ihm durchge-

führten Aufschlüsse. Warum trotzdem aus den verheißungsvollen Anfängen wieder nichts wurde, sehen wir

aus einem Berichte v. Humboldt, worin er um 600 Gulden Betriebskapital betteln mußte, und zwar vergeb-

lich. Man hatte also schon damals in Deutschland kein Geld für den Edelerz-Bergbau!

Das Jahr 1805 brachte mit der Franzosenherrschaft auch das Ende der preußischen Aufschlußarbeiten.

Im Jahre 1828 machte sich der bayerische Staat an die Wiedereröffnung dieser Bergwerke. Man baute zu-

nächst auf Antimon. Erst nach 1850 wandte man sich der Gewinnung der Gold- und Silbererze zu, stellte

aber bereits 1858 den Betrieb wieder ein.

Der Grund ist nicht klar ersichtlich, nachdem nur wenige Jahre vorher der spätere Bergrat Hahn , Bayreuth,

der damalige Betriebsleiter, geradezu glänzende Berichte über die Schmelzergebnisse(bis 168 gr. Gold per

Zentner Erz) an seine vorgesetzte Behörde erstattet hatte.

Seitdem Bergmeister Abel im Jahre 1632 der Pest erlegen war,  hat niemandes Auge in all den vergangenen

Jahrhunderten die altberühmte "Goldzeche" wieder erblickt. Fast alle seitdem vorgenommenen Aufschluß-

arbeiten dienten nur dem Ziel, diese Goldzeche wieder zu erreichen. War man nach allen Berechnungen in der Nähe des Zieles, so kamen neue Hemmnisse, die zur Einstellung der Arbeiten zwangen.

Seit mehreren Jahren sind nun von den Vorgängern der Aktiengesellschaft unter erheblichen Kostenauf-

wand neue Aufschlußarbeiten vorgenommen worden. Von den hierbei angeschlagenen Erzgängen stammen

die Proben, die reichen Gehalt an Gold (bis zu 52 Gramm per Tonne Roherz) Silber und Antimon enthalten.

 

Herr Diplom-Bergingenieur Brüll aus Lichtenfels, jetzt wohnhaft in Offenbach, der vor dem Krieg jahrelang

in den südafrikanischen Goldminen tätig gewesen ist und die Leitung der neuen Aktiengesellschaft über-

nommen hat, stellt fest, daß die Goldgehalte, mit denen die südafrikanischen Goldminen so reiche Dividen-

de verdienen, bei weitem niedriger sind als der Goldgehalt der Erzgänge im Fichtelgebirge!

Und Herr Bergingenieur A. Spengler in Wernigerode, der die eingehendsten Studien über den Erzbergbau

bei Brandholz im Fichtelgebirge gemacht hat, kommt in seinem Gutachten zu folgendem Schlußurteil:

"Auf Grund meiner Erfahrungen bin ich überzeugt, daß die von der Kgl. Bayer. Staatsregierung auf ewige

Zeiten erteilten Konzessionen auf den Abbau der Gold- und sonstigen Erzvorkommen bei Brandholz auf un-

absehbare Zeit hinaus eine sichere Grundlage für einen sehr rentablen Bergwerksbetrieb bieten werden."

 

Der selben günstigen Meinung ist auch der Geh. Oberbergrat Prof. Dr. Beck, seinerzeit Rektor der Bergaka-

demie Freiburg i.Sa. (muß sicherlich Freiberg sein), der sein umfangreiches Gutachten über den Brandholzer

Bergbau dahin zusammenfaßt:

"Ich darf meiner Überzeugung Ausdruck geben, daß ein erneuter Erzbergbau im Gebiete von Brandholz sehr

wahrscheinlich die anzuwendenden Geldmittel durch einen guten Gewinn belohnen wird "

Geh. Oberbergrat Prof. Beck genießt den Ruf des besten Kenners der Erzlagerstätten Mitteldeutschlands.

So ist wohl anzunehmen, daß der neuzeitliche Erzbergbau im Fichtelgebirge reichen Lohn tragen wird. Die

frühere Technik gestattete nicht, in größere Tiefen herabzugehen in Zeiten, wo die Bergwässer mit Men-

schenkraft gehoben werden mußten. Die heutige Technik überwindet spielend früher unüberwindlich er-

scheinende Schwierigkeiten. Gehen doch die australischen Goldbergwerke in Tiefen über 1000 Meter hinab.

Die große Zahl von Erzgängen, welche die Alten wegen ihres geringen Goldgehaltes unbeachtet  ste-

hen ließen, geben bei den Hilfsmitteln, die uns heute Chemie und Technik bieten, lohnende Ausbeute.

Dazu kommt, daß weite Gebiete der oberen Abbauhorizonte innerhalb der Gerechtsamen noch vollständig

unberührt sind und des Aufschlusses harren. Wenn auch die Löhne um etwa das drei- bis vierfache, die An-

schaffungspreise der notwendigen Einrichtungsgegenstände ebenfalls um ein Mehrfaches gegenüber der

Zeit vor dem Kriege gestiegen sind, so darf anderseits nicht übersehen werden, daß die Preise für Gold, Sil-

ber und Antimon heute eine nie geahnte Höhe erreicht haben.

Wenn man die Preisverschiebungen vergleicht, so wird einleuchten, daß die eingetretene Erhöhungen der Löhne und der Preise für Maschinen und sonstige Einrichtungsgegenstände nicht entfernt die Rolle spielen,

wie bei der Produktion unedler Stoffe.

Antimon, das sonst kaum noch in Deutschland gewonnen wird und daher eingeführt werden muß, kann hier in größter Reinheit (ca. 65 prozentig) gewonnen werden. Es wird zu Legierungen (Hartblei) und besonders

als Lagermetall für Maschinen(Weißguß) begehrt. Gold und Silber werden dringend zur Hebung unserer

Valuta (Währung) benötigt.

Deutschland hat mit Goldkronach usw. die Möglichkeit, in die Reihe der goldproduzierenden Länder einzu-

treten wenn mit deutscher Gründlichkeit und amerikanischem Unternehmungsgewinn, dem sich alle Hilfs-

mittel der neuzeitlichen Technik sowie großes Kapital zugesetzt werden, vorangegangen wird.

So lauten die Schlußsätze aus dem Artikel des Bergingenieurs L. Rosental, Basel, über "Bodenschätze, die

noch der Erschließung harren" in der "Technischen Rundschau" vom 7. Januar 1920.

Es wird höchste Zeit, daß dieses so lange vernachlässigte Gebiet mit seinen reichen Erzschätzen endlich der

deutschen Volkswirtschaft erschlossen wird, damit sich das Vermächtnis des mehrfach erwähnten Berg-

meisters Abel bewahrheiten kann, welches er der Nachwelt hinterlassen hat. Es ist niedergelegt in einem von zwei Bergleuten beschworenen Protokoll in den Akten des Oberbergamtes, worin es heißt:

Diese Goldgänge können nach Abels Aussage das Land wieder erholen. Selbst wenn alles an Krieg und Sterben zugrunde ginge, so wird dieser Schatz zu des Landes Wohl bleiben.

 

Ende des Zeitungsartikel.

 

 

A N H A N G :

 

Schließlich möge noch erwähnt werden, daß das Gebiet auch schon wiederholt mit der Wünschelrute , der

jetzt ja auch viele Geologen Beachtung schenken, untersucht wurde. Dr. Voll, der bekannte Rutengänger,

schreibt, daß seine zweimalige Begehung einen starken Goldgehalt an sehr zahlreichen Stellen ergeben

habe. Mutter Natur hat also hier, wie es scheint, reiche Schätze niedergelegt. Hoffen wir, daß der Wieder-

aufnahme des Bergwerksbetriebs neues Bergmannsglück erblühe.

Frosch (Oberlehrer, Bayreuth).

(Aus Zeitungsartikel - Bayreuther Tagblatt)

                Heinz Zahn