Die    Rußhütte    zu    Goldmühl

Die im romantischen Weißmaintal gelegene Ortschaft Goldmühl, die wegen der einst dort blühenden Blei-

chereien weithin bekannt war, hatte in früheren Jahrhunderten neben einem Drahtwerk (nach dem Gold-

mahlbetrieb), zwei Hammerschmieden, zwei Köhlereien und einer Salpetergießerei auch eine Rußbrennerei,

die den Nahrungszweig zweier Familien bildete.

Sie war neben jener in Tettau im Amte Ludwigstadt, welche aber nicht lange bestand, die einzige im ganzen

Fürstentum Bayreuth, jedoch hatte sie keine Monopolstellung, denn die sächsischen Rußbrennereien ver-

sahen die Buchdruckereien usw. reichlich mit Ruß.

In Goldmühl wurde der Ruß in einer Hütte verfertigt (heute Goldmühlerstraße Nr. 39), die aus einem Vorge-

mach und einer Rußkammer bestand. Im ersteren war ein langer Ofen, der unter einem rechten Winkel in der Rußkammer endigte. Letztere war so luftdicht verschlossen, daß außer dem Luftzug durch den Ofen in

die Kammer durch einen über sie gespannten Zwillichsack, keine Luft eindringen konnte.

Im Ofen wurden die Pechkuchen oder Überreste des gesottenen Peches aus den nahen Fichtelgebirgswal-

dungen angezündet, der dadurch entstehende Ruß fiel flockenartig in die Rußkammer. Die Kammer durfte

nicht eher geöffnet werden, bis der Ruß erkaltet war, denn sonst hätte er sich entzündet. Derjenige Ruß, der

gegen das Ende des Ofens liegen blieb, war unrein und wurde zu mancherlei Gebrauch in kleinen Büttchen

-- in kleine aus Holz gefertigte, zylinderartige Behälter von 25 cm Länge, die oben und unten mit runden

Holzscheiben abgeschlossen waren -- verkauft.

Der Preis eines Büttchen Rußes stieg von einem bis auf drei Kreuzer. Die Büttchen wurden hauptsächlich von Kindern, überhaupt von der ganzen Familie mit Leichtigkeit verfertigt. Die nach einem bestimmten Maße zugeschnittenen Späne und die Reifchen standen in Mengen in Bereitschaft, so daß sie rasch zusam-

mengesetzt werden konnten. Man bedenke, welche Anzahl verfertigt werden mußte, um einige hundert

Gulden daraus zu erzielen. Nimmt man an, daß die Hälfte des Preises für die Pechkuchen, Holz und andere

Artikel aufging, so kam das Stück im Durchschnitt auf drei Kreuzer.

Um jährlich 200 Gulden zu erzielen, mußten also 16.000 Stück gefertigt werden.

Der in der Kammer gesammelte Ruß war der beste. Dieser kam entweder in unverändertem Zustand in

Buchdruckereien, oder er wurde mit warmem Wasser gedämpft, zentnerweise an Kaufleute, hauptsächlich

nach Regensburg verkauft.

Im Betrieb waren tätig:  1 Rußbrenner und 1 Rußvertrager.

1645 wird als Rußbrenner Hans Pfirsch genannt. Dieses Gewerbe wurde über 200 Jahre betrieben.

1889 wurde die Betriebsstätte in die obere Dorfschmiede umgebaut.

 

Auszug aus einer Veröffentlichung von Bezirksamtsoberinspektor E. Wächter  -  Schwabach.

 

Heinz Zahn